ORIENTIERUNG IM RELIGIÖSEN PLURALISMUS
Synkretismen, Polemiken, Dialog?
Wintersemester 2022/23
Veranstaltungsort:
Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstraße 2-4, 1090 Wien
Die Vorträge "per online-Übertragung" finden im Otto Mauer-Zentrum statt, der Vortrag wird auf die Leinwand projiziert. Das Zuschalten von Zuhause ist ebenfalls möglich - der Zugangslink wird vor den jeweiligen Vorträgen bekannt gegeben.
Semesterprogramm zum Ausdrucken
Donnerstag 27. Oktober 2022 18.30 per Online-Übertragung
Silvia Richter, Berlin/Frankfurt
Ambiguität oder Alterität?
Zur Deutung unterschiedlicher Lösungsangebote für religiöse Grundfragen
Donnerstag 17. November 2022 18.30 per Online-Übertragung
Michael Ebertz, Freiburg
Was ist Fundamentalismus? Ein religionssoziologischer Zugang
Donnerstag 15. Dezember 2022 18.30
aufgrund der technischen Schwierigkeiten wird der Vortrag in einem neuen Termin abgehalten (voraussichtlich im Sommersemester 2023)
Peter Ramers, Vallendar
Gandhis Idee vom „Festhalten an der Wahrheit“ (satyagraha) und sein Ideal der „Gewaltlosigkeit“ (ahimsa) und die Frage nach deren zeit- und ortloser Gültigkeit und interkultureller Relevanz
Neuer Termin!
Dienstag 21. Februar 2023 18.30
Ulrich Körtner, Wien
Von jeder Religion das Beste?
Ein kritischer Blick auf den Anspruch eines Weltethos
Zum Semesterthema
ORIENTIERUNG IM RELIGIÖSEN PLURALISMUS
Die moderne Zeit ist durch Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit gesellschaftlicher und religiöser Verhältnisse der schnell wachsenden Weltbevölkerung zu kennzeichnen. Sprachensterben, Mischsprachen und autoritäre Sprachregulierungen sind die Folge. Zugleich besteht die Neigung in illusionären Anachronismen Halt zu finden – mit der Folge militanter Fundamentalismen. Ein viel beachteter Versuch, „Salafismen“ in ihrer schlimmsten Form der Religiosität und Politik zu überwinden, macht nun die Runde. Der Islamwissenschafter (!) Thomas Bauer schlägt dazu den Einsatz einer „Ambiguität“ vor: Schon Descartes hat durch seinen „methodischen Zweifel“ nicht unerheblich zur konfessionsenthebenden anthropologischen Wende beigetragen. Alles könne immer „so oder anders“, „sowohl als auch“ und „je nachdem“ betrachtet werden. Von besorgter Warte aus hat Papst Benedikt XVI. selber autoritär vor einer „Diktatur des Relativismus“ gewarnt.
Zunächst scheint festzuhalten, dass Diversifikation nicht universitär sein kann (alleine von der Entstehung abendländischen Universität aus der Beit ha Midrasch der Juden, Medresen der Muslime her). Sodann ergibt sich die Frage, ob „Forschung und Lehre“ trotz der fast grenzenlosen Differenzierung der Wissensgebiete (und dadurch bedingten metasprachlichen Kommunikation) nicht doch in seinem „quaerere“ nicht wesentlich mit quaestiones disputandis zusammenhängt. Die Frage führt nämlich aus dem Glaskugelspiel der Selbstbezogenheit hinaus in die Alterität: Vom Andern, mit dem Anderen, für den Anderen zu lernen lohnt. Dabei wandelt sich das stets wechselnde „Was jeweils und immer fehlt“ in ein bleibendes und haltfestes „Wer letztlich fehlt“. Und vor einem „Wir“ einer gemeinsamen Einsicht und Eintracht steht dann schließlich das verbindliche „Ja“ zu einem bleibenden „Du“. Der „hässliche Graben“ des Gegenteils wird durch die Brücke einer begründeten Gegenseitigkeit zum tragenden „Wir“. Ein solcher interpersonaler, religiöser Dialog rettet die menschliche Sprache und führt dann die Glaubenden von unteilbaren Standpunkten und endlosen Selbstgesprächen weg in einen gemeinsamen Pfad der Zustimmungen- der ewigen Wahrheit entgegen.
In Kooperation mit: Otto Mauer-Zentrum - Forum Zeit und Glaube 1090 Wien, Währingerstr. 2-4