Forum für Weltreligionen
AGORA-Online: Di 11. Jänner 2022

Dienstag, 11. Jänner 2022, 18.30-20.00 ONLINE

(Der Vortrag wird ONLINE abgehalten- wegen Bauarbeiten im Otto-Mauer-Zentrum)

Zoom-Link hier

Ein religionsphilosophischer Beitrag zum interreligiösen Dialog

Wolfdietrich SCHMIED-KOWARZIK, Kassel/Wien

 

Univ.-Prof. em. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik,
geboren 1939 in Friedberg. Bis 1945 wuchs er in Mödling bei Wien auf, danach in der Oberpfalz. Nach dem Abitur 1959 in Regensburg studierte er an der Universität Wien Philosophie, Ethnologie und Psychologie und wurde 1963 mit der Dissertation „Sinn und Existenz in der Spätphilosophie Schellings“ promoviert.        
Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 2007 war Schmied-Kowarzik Professor für Philosophie und Pädagogik mit den Schwerpunkten Dialektische Philosophie und Praktische Philosophie an der Universität Kassel. Von 1977 bis 2006 war er im Vorstand der Interdisziplinären Arbeitsgruppe für philosophische Grundlagenprobleme der Universität Kassel. In diesem Rahmen initiierte er internationale Tagungen zur Philosophie der Praxis; internationale Kongresse zur Religionsphilosophie von Franz Rosenzweig sowie zur Interkulturellen Philosophie.

 

 


Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem erschreckten Erwachen über den von Deutschen begangenen Genozid an den europäischen Juden, bildeten sich in deutschsprachigen Städten Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die inzwischen Großes für ein gegenseitiges Verständnis geleistet haben. Vereinzelt gibt es heute auch ähnliche Initiativen zu einer christlich-islamischen und jüdisch-islamischen Verständigung, doch stehen dem fanatisch-islamistische Bewegungen entgegen.
Aber was ist eigentlich mit den anderen großen Weltreligionen, die von den abrahamitischen Monotheismen schlicht als Heiden abgetan werden. Dem soll durch eine Spurensuche nach den religiösen Motiven in der alten ostasiatischen Kultur – dem Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus Chinas und Japans nachgegangen werden.
Denn ist es nicht angesichts des modernen A-Religiosität, die sich mit der wissenschaftlich-technischen Wertökonomie global ausbreitet und immer bedrohlichere Züge einer Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage der Menschheit annimmt, geboten, alle ethischen und religiösen Kräfte zu bündeln, um dieser Gefahr gegenzusteuern?

                        

Weitere Infos: forum@weltreligionen.at

 


 

Donnerstag, 9. Dezember 2021, 18.30-20.00 ONLINE

Umwelt und Mitwelt als offene Fragen Chinas

Susanne WEIGELIN-SCHWIEDRZIK, Wien

Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik
Nach Studium der Sinologie, Japanologie und der Politischen Wissenschaften (1973-1978) in Bonn, Peking und Bochum Promotion im Fach Geschichte Chinas an der Ruhr-Universität Bochum 1982, Habilitation 1989. 1989-2002 Ordinaria für Moderne Sinologie an der Universität Heidelberg, dort Pro-Rektorin für Internationales 1999-2001. Seit 2002 Professorin für Sinologie an der Universität Wien, seit 2011 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2011-2015 Vize-Rektorin für Forschung und Nachwuchsförderung an der Universität Wien.

Forschungsschwerpunkte:
- Historiographie und Biographie Chinas des 20. Jh.
- Geschichte Chinas im 20 Jh.
- Diskurs und Gedächtnis von Großen Hungersnot und der Kulturrevolution
- Zeitgenössische chinesische Politik und Staatsgesellschaft
- Geschichte Ostasiens im 19. und 20. Jh.

 


Allenthalben lesen wir in der Zeitung, dass China der größte Umweltverschmutzer ist und wir das 1,5 Grad Ziel nur erreichen können, wenn China seine Co2 Emissionen radikal reduziert und zu einer umweltfreundlicheren Produktionsweise greift. Dabei verweisen nicht wenige Kritiker der augenblicklichen Umweltpolitik in China auf die traditionelle chinesische Philosophie als eine Ressource, auf die sich nicht nur China, sondern die ganze Welt beziehen könnte, um zu einer nachhaltigen und umweltschonenden Lebensweise zu finden.

Der Vortrag beschäftigt sich sowohl mit der Frage, inwieweit die traditionelle chinesische Denkweise eine Haltung zu Natur und Umwelt beinhaltet, die in der Tat als Ressource für eine zukünftige umweltschonende Lebensweise herangezogen werden kann, als auch mit der Frage, wie die der chinesischen Philosophie eigene Konzentration auf den Menschen als soziales Wesen den Umgang mit der Natur seit jeher beeinflusst. Dabei stellt er die These auf, dass der Mensch in seiner Kapazität, sich als soziales Wesen  der Natur zu erwehren, an seine Grenzen stößt, während er sich der Natur anpassen muss, wann immer er seine soziale Umwelt hinter sich lässt. Die Anpassung an die Natur zu vollziehen, ohne das Leben eines Eremiten zu führen, ist eine Herausforderung, der sich die Menschen in China wie überall in der Welt zu stellen haben.

 

Der Vortrag findet online statt

 

Weitere Infos: forum@weltreligionen.at

 


 

Donnerstag, 11. November 2021, 18.30-20.00

Wie verträgt sich der eine Gott mit vielen?

Die Begegnung des Islam mit der Religionenvielfalt Indiens

Franz WINTER, Graz

Univ.-Prof. DDr. Franz Winter, geb. in Graz, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Graz; Studium der Theologie, Religionswissenschaft, der Klassischen Philologie und der Indogermanistik; Studien- und Forschungsaufenthalte in Graz, Wien, Salzburg, Rom, Kyoto, Tokyo, Boston (Fulbright) und Nizwa (Oman); Doktorat in Klassischer Philologie (1999) und Religionswissenschaft (2005 sub auspiciis praesidentis rei publicae); Habilitation in Religionswissenschaft an der Universität Wien (2010), seit April 2019 Professor für Religionswissenschaft an der Universität Graz.

Forschungsschwerpunkte:

Geschichte des Kontaktes zwischen Europa und Asien von der Antike bis zur Gegenwart
Geschichte des Buddhismus
Geschichte des Islam
Neureligiöse Bewegungen in Ost und West
Religiöse Gegenwartskultur


Der Islam breitete sich seit Anfang des zweiten Jahrtausends im nordindischen Raum aus und etablierte sich dort mittelfristig zu einem bedeutenden kulturprägenden Faktor. Insbesondere die Herrschaft der in der westlichen Wahrnehmung so genannten „Mogule“ ab dem 16. Jh. gilt bis heute als eine der Glanzzeiten der indischen Geschichte. Gleichzeitig ist aber diese Geschichte auch mit massiven Spannungen verbunden, die dann im Zuge der Werdung der modernen Republik Indien zu einem bis heute hochproblematischen Gemengegelage führten. Das hat selbstredend auch viel mit der grundsätzlichen inhaltlichen Dissonanz zu tun, die sich zwischen einer Religionstradition mit einem expliziten Fokus auf einen einzigen Gott gegenüber einer Tradition mit einer sehr bunten, vielfältigen Göttinnen und Götterwelt entwickelt. Der Vortrag wird am Beispiel von spezifischen Entwicklungen die verschiedenen möglichen Varianten des Zugangs und Umgangs nachzeichnen, wobei ein spezifischer Fokus auf die Mogulzeit gelegt werden wird.

Ort: Otto Mauer-Zentrum - Forum Zeit und Glaube
     
1090 Wien, Währingerstr. 2-4 (U2 Schottentor)

Bitte beachten: Es gilt die 2G-Regel - den entsprechenden Nachweis vorweisen.
                          Um Anmeldung wird gebeten

Weitere Infos: forum@weltreligionen.at

 


 

Donnerstag, 21. Oktober 2021, 18.30-20.00 Online

Der "Weg aus dem Haus in die Hauslosigkeit"

Überlegungen zu den religiösen Grundvollzügen
von Umkehr und Einkehr im frühen Buddhismus

Peter RAMERS, Vallendar

Prof. Dr. Peter Ramers lehrte von 1996 bis 2019 als Dozent für Religionswissenschaft, Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie und Naturphilosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD, St. Augustin. Von 2004 bis 2019 war der Prorektor und Rektor der Fakultät. Seit 2021 ist er Honorarprofessor für Religionswissenschaft und Interkulturelle Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.

Seine Forschungsinteressen sind: Buddhologie / Hinduistische Traditionen; Interkulturelle Philosophie; Koinobitische / eremitische Lebensformen in den Weltreligionen; Martin Heidegger und Asien; Friedrich Hölderlin, Martin Heidegger und das Heilige; Johann Wolfgang von Goethe und die Religion/Religionen


Jüdisch-christlicher Glaube und Buddhismus verbindet die Einsicht, dass der Mensch des Umkehrenkönnens als wichtigem Grundvollzug auf dem Weg zum jeweiligen Erlösungsziel fähig ist. Anders als im Judentum und Christentum spielt dabei die „Umkehr zu Gott“ als einem transzendenten Gegenüber im frühen Buddhismus keine Rolle, sondern das „gläubige Vertrauen“ der buddhistischen Asketinnen und Asketen auf den Buddha und seine Lehre und der Entschluss zu einem neuen Lebensstil mit dem Ziel der endgültigen Befreiung, bei dem neben meditativer Versenkung und Einsicht in den vom Buddha gepredigten Erlösungsweg das korrekte, einwandfreie moralische Verhalten von zentraler Bedeutung ist. Zwar muss jede/r letztlich den Weg zur Erlösung allein gehen, jedoch bietet die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, wie sie sich in der Ordensgemeinschaft manifestiert, und die spirituelle Führung und Ermunterung durch erfahrene Mönche und Nonnen eine nicht zu unterschätzende Hilfe auf dem Weg zur Erlösung.

Im Mittelpunkt des Weges der inneren Einkehr im älteren Buddhismus steht primär die Bemühung um die Ausbildung einer gleichmütig-indifferenten inneren Haltung, bei der der Geist frei und unberührt von allem Leid und Glück der Lebewesen den Lauf der Welt ganz neutral betrachten und in einem friedvoll-gleichmütigen Zustand völliger Emotionslosigkeit verharren soll. Zugleich machen die Texte deutlich, dass auch dem frühen Buddhismus altruistische Aspekte nicht abgesprochen werden können, darf doch das Streben der Religiosen nach eigenem Heil keinesfalls zu Lasten anderer erfolgen. Haltungen wie Mitgefühl, Anteilnahme und Fürsorge allen Wesen gegenüber stellen sich auch nicht als automatische Frucht der Erlösung ein, sondern verdanken sich nach dem Zeugnis des Pali-Kanons einer der Goldenen Regel vergleichbaren Überlegung und bilden eine, wenn auch hochgeschätzte, so doch freiwillige „Zugabe“ im Sinne eines „passiven Altruismus“.

Der Vortrag findet online statt:

Weitere Infos: forum@weltreligionen.at