Forum für Weltreligionen
Stieglecker-Gedächtnistagung 2021

 HERMANN STIEGLECKER-GEDÄCHTNISTAGUNG IV

 Monotheismus – Interreligiöse Gespräche im Umfeld moderner Gottesfragen

 

 19.-21. September, Stift Sankt Florian bei Linz

 

„KAI SIGAIN LOGOS“

Auch das Schweigen hat seine Botschaft – Der fruchtbare Zwischenraum des Dialogs

Programm

Von 19. bis 21. September 2021 findet im Stift St. Florian zum vierten Mal die "Monotheismustagung" im Gedenken an den Alttestamentler und Orientalisten Hermann Stieglecker (gest. 1975) statt. Die 2018 begonnene Tagungsreihe will Hermann Stieglecker, der an der hauseigenen Lehranstalt von St. Florian forschte und lehrte, als einen der „Wegbereiter“ des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Erklärung Nostra Aetate würdigen.

Leibhafter Atem wird Wort – hier „ein Ja, ein Name“. Menschwerdender Atem strömt frei aus, will als freie Antwort eingesogen werden: „Mein Herr und mein Gott!“ Doch dieses Bekenntnis bedarf ebenbildlichen leibhaften Erkennens, eines Du der leibhaften Ergänzung des Ich – und dies durch Vermittlung gestalteter Schöpfung. Die Schönheit, Güte, Wahrhaftigkeit, Einheit seiender Dingwelt „an sich“ muss mitgeteilt werden.

Dies bedingt Sätze auf der Achse des Du. Und diese liegt über dem unergründlichen Graben freier Gegenseitigkeit – sie ist die brüchige Brücke hoffenden Glaubens. Sie bedarf des langen Atems der Sätze, der schweigenden Stille des freien leibhaften Antwortens – von dem man nie weiß, woher und wohin er zieht (Joh 3,6). Es braucht Zeit, Frist, als je einmalige Gelegenheit (Kairos), die heimeligen Raum schafft, damit „ ein Gespräch wir“ werden (Fr. Hölderlin).

Es ist leichter als Wahlsieger, als Zielerreicher, als Matchgewinner demütig zu bleiben, einfacher jedenfalls als im Unglück standhaft (S. Weil) oder stolz zu bleiben (G. Bernanos). Immer noch geht daraus eine Lehre, vielleicht auch ein Drama. Und dort, wo ein Minusmensch an der Grenze des Scheiterns, des Versagens – eben unterhalb der Leidensfähigkeit, der Schmerzerträglichkeit – abrutschte  (Mindszenty), sich das Leben nahm, um nicht zu verraten; sich aus Angst versteckte, wie die in Schlachten zusammengebrochenen Wahnsinnigen (G. Trakl) – sie werden schweigend vor Gott und der Geschichte stehen, ohne Denkmal und Erwähnung wie Hiob. Und doch wird Einer sie noch unterbieten und rechtfertigen können, weil sie in Seinem Geiste versunken oder gefallen sind und nichts zu fürchten haben werden. (Weisheit 3,1)

Gott hält dabei den Atem an. Er übt den Vorbehalt der letzten Frage, um sie endgültig zu beantworten. Er will hören und sehen, dass es gut war, wie Er den Menschen in Seiner „guten“, so unberechenbaren, bebenden, zerrissenen Welt geschaffen hat. In diesem spannenden Drama wird es still im Raum. Jeder hält den Atem an, wie es ausgeht. Dann will Gott die Tränen trocknen, ein Lächeln herauslocken über dem salzbitter verdichteten Atem des Menschen. Aus Seufzen (Röm 8,18ff) bricht dann der nie endende Lobgesang der endgültig gelobten Schöpfung.

Das Geschehene bleibt Geschichte. Und doch wiederholt sich diese in der Menschheit. Es gibt aber eine memoria als Lernaufgabe. Sie wird durch einen Kern der Eigenheit gefiltert und weitergegeben an die Zukunft. Die Wende kommt durch Wandlung, dass sie nicht zwangswiederholt werden: Kein Kunstwerk kann wiederholt werden (W. Benjamin), es wird neu gehört, geschaut und das mit dem Vorhaben, es neu wiederzugeben, dasselbe eben ganz anders. Die schöpferische Pause ist Schweigen – ohne Zeitspanne – blitzartig, oder mühsam geboren. Es könnte ja jeder Entwurf auch misslingen.

Memoria passionis im Wandel der Seligpreisungen, im Festhalten, von dem, was man nicht sieht (Hebr 11,1), haben kann. Was jedoch im schweigenden, bereiten Herzen empfangen werden kann. Es bleibt im Kontext der Leidensgeschichte, möglicher erweiterter Schuldgeschichte jedoch auch Heilsgeschichte. Hebr 12 schildert die Wege der Märtyrer, deren die Welt nicht würdig ist.

Die Tagung wird – entsprechend den coronabedingten Möglichkeiten – im kleineren Rahmen stattfinden. Die Teilnahme an einem Teil des Programms ist nach vorheriger Anmeldung möglich. Nähere Informationen und Anmeldung unter forum@weltreligionen.at  

(Tagungskosten: pro Tag 50€, Gesamttagung 120 € - inkl. Mahlzeiten)

 


Stiegleckers Nachlass im Stiftsarchiv von St. Florian wurde durch das Forum für Weltreligionen aufgearbeitet. Dabei wurde Stiegleckers 800 Seiten starkes Hauptwerk, „Die Glaubenslehren des Islam“ aktualisiert und als Neuauflage im Schöningh-Verlag neu herausgegeben. Die pionierhafte Leistung des Werkes, dessen Erstpublikation von 1959 bis 1962 stattfand, besteht im Ansinnen, den Islam umfassend und aus der Perspektive muslimischen Selbstverständnisses darzustellen, eine Haltung, die Stieglecker bereits seit 1932 zu verbreiten suchte, womit er seiner Zeit weit voraus war. Ausführliche biographische Informationen über den Diözesanpriester und genialen Sprachenkenner finden sich im Sammelband „Monotheismus. Interreligiöse Gespräche im Umfeld moderner Gottesfragen im Anschluss an Hermann Stieglecker“ (hg. von P. Bsteh, B. Proksch).

Näheres zu beiden Publikationen finden Sie hier