Forum für Weltreligionen
Stieglecker-Gedächtnistagung 2020

Forum für Weltreligionen

in Kooperation mit dem

Stift St. Florian und dem Institut für Orientalistik der Universität Wien


 HERMANN STIEGLECKER-GEDÄCHTNISTAGUNG III

MONOTHEISMUS – INTERRELIGIÖSE GESPRÄCHE IM UMFELD MODERNER GOTTESFRAGEN

 

Von 13. bis 15. September 2020 findet im Stift St. Florian zum dritten Mal die Monotheismustagung im Gedenken an den Alttestamentler und Orientalisten Hermann Stieglecker (gest. 1975) statt, dessen Nachlass im Stiftsarchiv von St. Florian das Forum für Weltreligionen in den letzten 3 Jahren aufgearbeitet hat. Dabei wurde Stiegleckers 800 Seiten starkes Hauptwerk, „Die Glaubenslehren des Islam“ aktualisiert und mit den entsprechenden bibliographischen Quellenangaben versehen. Es wird im Herbst dieses Jahres als Neuauflage im Schöningh-Verlag auf den Markt kommen. Die pionierhafte Leistung des Werkes, dessen Erstpublikation von 1959 bis 1962 stattfand, besteht im Ansinnen, den Islam umfassend und aus der Perspektive muslimischen Selbstverständnisses darzustellen, eine Haltung, die Stieglecker bereits seit 1932 zu verbreiten suchte, womit er seiner Zeit weit voraus war.

Die 2018 begonnene Tagungsreihe will Hermann Stieglecker, der an der hauseigenen Lehranstalt von St. Florian forschte und lehrte, als einen der „Wegbereiter“ des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Erklärung Nostra Aetate würdigen. Ausführliche biographische Informationen über den Diözesanpriester und genialen Sprachenkenner finden sich im Sammelband „Monotheismus. Interreligiöse Gespräche im Umfeld moderner Gottesfragen im Anschluss an Hermann Stieglecker“ (hg. von P. Bsteh, B. Proksch), der im Oktober – ebenfalls bei Schöningh – erscheinen wird.

 

Die diesjährige Tagung steht unter dem Thema

Die Wolke des Nichtwissens als Quelle von Erleuchtung und Offenbarung

– Zur Bedeutung der negativen Theologie

Nach einem öffentlichen Teil am Sonntag (13.9.) im Gartensaal des Stiftes, wird am Montag (14.9.) und Dienstag (15.9.) der Austausch von Experten verschiedener Fachrichtungen fortgeführt. Es geht dabei um Offenbarungsverständnis und Gottesbegriff der abrahamitischen Religionen im Gegenüber zur Gottessuche und Gottesfrage anderer Religionen und geistiger Systeme bis hin zur Konfrontation mit dem Atheismus: Die Herausforderung der Alterität, die Erfahrung des Göttlichen in dessen vermeintlichen Abwesenheit, im Leid, in Unkenntnis oder Nacht, die sogenannte „negative Theologie“ und die Frage, welche Rolle sie in Christentum, Islam und Judentum, aber auch in anderen Religionen und Denksystemen, sowie im Prozess der Begegnung spielt und spielen kann.

Die Fachtagung wird vom Kustos des Stiftes St. Florian, Harald Rüdiger Ehrl, und dem Leiter des Forum für Weltreligionen, Petrus Bsteh, eröffnet. Der Orientalist Philipp Bruckmayr, der Stiegleckers Nachlass auswertete, wird über dessen Bedeutung im Kontext der Entstehung der Islamwissenschaft sprechen. Professor Ephraim Meir aus Jerusalem wird den Hauptvortrag am Sonntag sowie einen weiteren Beitrag am Montag halten und dabei auf sein Spezialgebiet, den Philosophen Emanuel Levinas, zu sprechen kommen. Die Gottebenbildlichkeit und ihre Bedeutung im Judentum, die daraus folgende Forderung nach bedingungsloser Gastfreundschaft nach dem Vorbild Abrahams werden erläutert. Das Bild Gottes im Antlitz des Anderen wahrnehmen lernen, im ethischen Handeln erkennen (ein Konzept, das Judentum und Islam verbindet und auch dem Christentum eigen ist), sei Aufgabe biblischer Lebensgestaltung, so Meir.

Es folgt dann am Montag und Dienstagvormittag ein Durchgang durch Judentum (Susanne Talabardon), Christentum (René Dausner und Petrus Bsteh) und Islam (der Schubertpreisträger 2018 Zekirija SejdinisowieRüdiger Lohlker), schließlich auch eine Einheit über den Atheismus (Christoph Böttigheimer), bevor dann der Buddhismus (Birgit Kellner), der chinesische Universismus (Dirk Kuhlmann) und schließlich indigene Völker Ozeaniens (Hermann Mückler) in den Blick genommen werden.

Wie kann die Erfahrung von Andersheit oder Entzogenheit, von Widerstand, Undurchdringlichkeit oder Dunkel zur Offenbarung werden oder zur Erleuchtung führen? Wie kann die Formel des Augustinus von Hippo „im Suchen finden wir und im Finden suchen wir“ anders als ein sinnloses Laufrad verstanden werden? – Diese Frage stellt den roten Faden des diesjährigen Symposiums dar, das als interdisziplinäre Veranstaltung die religionstheologischen Grundlagen von Dialog erheben und vertiefen will.

Die Tagung findet zum 35-jährigen Bestandsjubiläum des Forum für Weltreligionen statt, das sich als außeruniversitäre ökumenische Forschungs- und Arbeitsstelle vor allem dem Dialog im Bereich von Theologie und Spiritualität, aber auch in gesellschaftspolitischen Themen, sowie der Zusammenarbeit der Religionen widmet. Dialog in Geschichte und Gegenwart, wie ihn vor allem die großen monotheistischen Religionen betreiben, stellt einen Schwerpunkt der Tätigkeit des Forum für Weltreligionen dar, das seinen Sitz in Wien hat (dazu die dreiteilige Buchreihe der „Wegbereiter des interreligiösen Dialogs“, Lit-Verlag).

Die Tagung wird – entsprechend den coronabedingten Möglichkeiten – im kleineren Rahmen stattfinden. Die Teilnahme an einem Teil des Programms ist nach vorheriger Anmeldung möglich. Nähere Informationen unter forum@weltreligionen.at, Anmeldung per Email erbeten.

(Tagungskosten: pro Tag 50€, Gesamttagung 110 € - inkl. Mahlzeiten)