Forum für Weltreligionen
AGORA Vorträge WS2018/19

Donnerstag, 10. Jänner 2019, 18.30-20.00

TREMENDUM UND FASCINANS

IN BUDDHISTISCHEN KONTEXTEN: NIRVĀṆA, ŚŪNYATĀ, BODHI

Dr. Volker ZOTZ, Luxemburg

Der Buddhismus versucht, die sich offenbarende Wesensschau allen Seienden radikal zu verinnerlichen. Es gibt bei dieser Entleerung des Bewusstseins keine Seinsordnung mehr, es waltet die ausgeglichene erlöste Nichtigkeit.

Für die europäisch-nordamerikanische Kultur ist der Buddhismus eine Herausforderung, weil er durch seine andere Herkunft zu deren radikalen Kritik taugt. Bis in die jüngste Vergangenheit entwuchs jedes Hinterfragen westlicher Wirklichkeit eigener Tradition. So setzt die atheistische Ablehnung des Christentums dessen Theismus voraus, die marxistische Verneinung sozialer Verhältnisse eben diese. Solange man aber in Antithesen fortschreitet, bleibt man am selben Ort, bewegt sich allenfalls in einer Spirale. Die Begegnung mit dem Buddhismus, dessen ontologische Alternative nicht als Antithese zum europäischen Weg entstand, bietet eine echte Möglichkeit, sich an einem anderen zu reflektieren.

Der Buddhismus ist Träger einer reichen philosophischen Tradition, die einen der Schlüssel zum Verständnis der auch aktuellen Kultur und Politik in Birma, Sri Lanka, Thailand, Indochina, Tibet, China und Japan bietet. Buddhistisches Denken begann ein halbes Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung vor dem Hintergrund der älteren indischen Philosophie und setzte sich in Ost-, Zentral- und Südasien fort.

Ort: Otto Mauer-Zentrum - Forum Zeit und Glaube

1090 Wien, Währingerstr. 2-4, Mezzanin, (U2 Schottentor)
 

 

Dienstag, 11. Dezember 2018, 18.30-20.00

DER HIEROS GAMOS

Die heilige Einung der Geschlechtlichkeit als Gotteserfahrung.

Tantrismus als Erlebnis des Göttlichen in Sublimation und Abstinenz

Dr. Elisabeth HOFSTÄTTER, Universität Wien

In Indien lässt sich der Topos des hieros Gamos in unterschiedlichen Ausprägungen bis in die vedische Zeit zurückverfolgen. Besondere Bedeutungsnuancen und Interpretationen erlangte das Motiv der heiligen Einigung der Geschlechtlichkeit jedoch in den tantrischen Traditionen. Aus der Vielfalt tantrischer Lehren und Strömungen wird zur Explizierung der Geschlechtlichkeit als Gotteserfahrung die Tradition des nicht-dualistischen kaschmirischen Śivaismus herangezogen. In dieser können wir dem Topos des hieros Gamos im weitesten Sinne in drei unterschiedlichen Modi begegnen, die im Rahmen des Vortrages näher beleuchtet werden und anhand derer untersucht werden soll, inwieweit diese der klassischen Interpretation des „hieros Gamos“ entsprechen:

1.) Die Einheit von Śiva und Śakti auf der höchsten Ebene des göttlichen Bewusstseins

2.) Die Verschmelzung von Śiva und Śakti im Kuṇḍalinī-Yoga

3.) Die Rahasyapūjā (das geheime Ritual), Latāsādhanā (das Ritual mit der jungen Frau) beziehungsweise Cakrapūjā oder Maithuna

 
Ort: Otto Mauer-Zentrum - Forum Zeit und Glaube
1090 Wien, Währingerstr. 2-4, Mezzanin, (U2 Schottentor)
 

 
 

Dienstag, 13. November 2018, 18.30-20.00

DIE EHE ALS HEILIGES GEHEIMNIS VON ANZIEHUNG UND ENTZUG

Die Kleidung als äußerer Ausdruck innerer Haltung zur Schöpfungsordnung Gottes

Hamideh MOHAGHEGHI M.A., Universität Paderborn

Ein Zusammenleben zwischen Mann und Frau ist, nach islamischer Auffassung, nur durch die Ehe legitimiert, die ein zivilrechtlicher Vertrag ist. Das Ziel der Ehe liegt nicht vordergründig im Erfüllen der Pflicht, sich zu vermehren, sondern darin, dass die Menschen in Gemeinschaft mit Partnerin bzw. Partner die Ruhe finden. Gott stiftet Liebe und Barmherzigkeit zwischen Partner und Partnerin, dadurch entsteht eine stabile und starke Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich füreinander entscheiden und eine Familie gründen wollen. Durch diese Verbindung löst sich die Individualität dieser zwei Personen nicht vollständig auf, die intime und feste Beziehung verlangt jedoch ein harmonisches Zusammenspiel zwischen beiden Individuen.

Die Familie gilt im Islam als kleinste und fundamentale Zelle der Gesellschaft, in der die notwendigen Grundregel eingeübt und gelebt werden. Der Familie als Garant für eine in sich ausgewogene Gesellschaft wird eine bedeutende Rolle zugeschrieben.  Sie bietet einen Schutzraum, in dem Liebe, Zuwendung und Geborgenheit erfahrbar gemacht werden soll. Zum Erhalt der Familie und Ehe gehören Verhaltensweisen, die auch sichtbar getragen werden.

Die innere und äußere Kleidung soll für den achtungs- und respektvoller Umgang der Geschlechter unter einander Zeichen setzten und die innere Werte sichtbar zum Ausdruck bringen.

Ort: Otto Mauer-Zentrum - Forum Zeit und Glaube

1090 Wien, Währingerstr. 2-4, Mezzanin, (U2 Schottentor)
 

 
 

Donnerstag, 11. Oktober 2018, 18.30-20.00

NATIONALISTISCHE UND KOMMUNISTISCHEPOLARITÄTEN IM ZIONISMUS

Die Spannung zwischen Mythos und Mystik

Univ. Doz. Dr. Erik PETRY, Universität Basel

Die Spannung zwischen strengem Sozialismus (Kommunismus) und Nationalismus wird gerade im Zionismus offenbar. Die marx´sche Ideologie kam auch im gesamten Urkommunismus vornehmlich durch Juden zum Tragen, wobei im Zionismus die Spannung zum Patriotismus besonders deutlich auffällt. Mythos und Mystik liegen bis heute in unversöhnlicher Auseinandersetzung.

Wie hängen Zionismus und Religion zusammen? Die Verbindung des Landversprechens aus den religiösen Schriften mit der Idee eines Nationalstaates hat für die Zionisten besonders im fin de siécle eine stark ambivalente Komponente, denn der grösste Teil der Zionisten dieser Zeit (im Unterschied zu Alkalay und Kalischer) ist alles andere als orthodox observant, es sind säkulare Personen, für die Judentum zunächst einmal ein Kultur- und Zugehörigkeitskonzept ist. Man beruft sich eigentlich auf etwas irrationales, auf Religion – aber das passt auch wieder sehr gut zum Nationalismus des 19. Jahrhunderts, denn die Vorstellungen über Volk und Völker sind manchmal nicht weniger irrational, aber genauso wirkungsmächtig.

 

Bitte, beachten Sie: 

Ort: Sommerrefektorium - Kirche St. Michael

1010 Wien, Michaelerplatz/ Habsburgerstr. 12
 (U3 Herrengasse, U1/U3 Stephansplatz)