Forum für Weltreligionen
Leseprobe: Lorenz Nigst - Mekka

Lorenz Nigst: Mekka – Ort kosmischer Dramatik und islamischer Heilsgeschichte

 

Ende August werden wieder Millionen Muslime in Mekka erwartet und die Kaʿba umrunden – Ausdruck des Gottesgehorsams oder Paraliturgie, Vollzug heilender Riten oder Verbindung mit Abraham und den Engeln, die die Kaʿba als Kopie des himmlischen Thrones einst auf die Erde brachten? Pilgern in Form einer teuren Reise oder Pilgern in Gestalt sozialen Handelns? –  Eine Reflexion über die Bedeutung des muslimischen ḥaǧǧ.

 

Die Pilgerfahrt nach Mekka heisst auf Arabisch ḥaǧǧ oder ḥaǧǧ al-bayt, d. h. wer pilgert, pilgert zum bayt „Haus“ Gottes (d. h. der Kaʿba). Die ḥaǧǧ bildet zusammen mit den Glaubensbekenntnis (šahāda), dem Ritualgebet (ṣalāt), dem Fasten im Ramaḍān (ṣawm) und der Almosengabe (zakāt)eine der sog. „fünf Säulen“ des Islam (mit dem Unterschied allerdings, dass ihr Vollzug an Bedingungen geknüpft ist; vgl. unten) und ist als die komplexeste rituelle Erfordernis des Islam zu erachten.[1] Sie findet jährlich zum selben Datum nach dem islamischen Mondkalender statt. Das islamische Mondjahr umfasst 12 Monate, wobei die Pilgerfahrt während der ersten beiden Wochen des 12. Monats namens Ḏū l-ḥiǧǧa stattfindet. Sie beginnt am 8. Ḏū l-ḥiǧǧa und endet am 12. oder 13. Tag desselben Monats. Im Verlaufe der Pilgerfahrt müssen die Pilger in einer vorgeschriebenen Reihenfolge eine Reihe von Stationen absolvieren und dabei verschiedene Riten vollziehen.[2] Nicht all diese Riten werden bei der Kaʿba in Mekka vollzogen – die gebräuchliche Bezeichnung „Pilgerfahrt nach Mekka“ ist also nur bedingt richtig (und wenn hier im Folgenden von der Pilgerfahrt nach Mekka die Rede ist, so ist dies mitzudenken). Neben Mekka und der Kaʿba begeben sich die Pilger im Verlaufe der ḥaǧǧ auch nach Minā, nach ʿArafa sowie nach Muzdalifa – allesamt Ortschaften in der Umgebung von Mekka.[3] In Minā etwa findet sowohl die symbolische Steinigung des Teufels statt als auch das Schlachtopfer im Rahmen des Opferfestes (ʿīd al-aḍḥā). Mit Bezug auf die einzelnen Stationen der Pilgerfahrt kommt dem Aufenthalt beim Berg ʿArafa – auf Arabisch auch als ǧabal ar-raḥma „Berg des Erbarmens“ genannt – eine zentrale Bedeutung zu, und dieser Aufenthalt (wuqūf) wird von den Pilgernden zumeist als Höhepunkt der ḥaǧǧ erachtet.[4] Bemerkenswert mit Bezug auf diesen wuqūf ist, dass es hier keinerlei vorgeschriebene Riten gibt – es geht darum, sich persönlich an Gott zu wenden. Im Unterschied zum Fehlen jeglichen Rituals während des wuqūf, werden im Rahmen der ḥaǧǧ andererseits auch Riten vollzogen, die auch abseits der ḥaǧǧ vollzogen werden (vgl. z. B. den ṭawāf, d. h. die rituelle Umrundung der Kaʿba oder den sog. saʿy, d. h. den Lauf zwischen aṣ-Ṣafā und al-Marwa, die heute beide zu dem Gebäudekomplex um die Kaʿba gehören, dem sog. Masǧid al-ḥarām). Während die Pilgernden die Riten der ḥaǧǧ vollziehen, befinden sie sich im sogenannten iḥrām-Zustand – wofür sich die Übersetzung „Weihezustand“ eingebürgert hat –, der mit einem besonderen Gewand (für Männer) und Verhaltensregeln verbunden ist. Der iḥrām-Zustand wird am 10. Ḏū l-ḥiǧǧa nach dem Opferfest (ʿīd al-aḍḥā) mit klaren Übergangsriten wieder beendet (Haarschnitt etc.).

Warum der Ort Mekka?

Mekka erlangte seinen besonderen Stellenwert durch die religiöse Botschaft und das Wirken des Propheten Muḥammad (geb. etwa 570 AD). Ab dem Jahr 610 AD entfaltete dieser in Mekka seine prophetische Aktivität und verstarb 632 AD in Medina, wobei die schriftliche Tradition, die sich auf Muḥammads Wirken und Leben bezieht, als eine „rich tapestry of tradition“ verstanden werden sollte; als „product of many generations of embroidering, crafted with pious and meticulous care […].“[5] Einen bedeutenden Einschnitt in Muḥammads Wirken markiert das Jahr 622 AD, in dem Muḥammad aufgrund des zunehmenden Widerstandes gegen seine neue, mit Bezug auf althergebrachte Werte und Interessen transgressive Botschaft in Mekka und aufgrund des Todes von wichtigen Unterstützern nach Medina „auswanderte“ – die sogenannte hiǧra.

Im Hinblick auf die Bedeutung von Mekka ist wichtig, dass die muslimische Tradition die Ursprünge des neuen Glaubens (d. h. des Islam) in einem arabischen Kontext situiert. Abraham / Ibrāhīm wird als der prototypische Gottesdiener ausgemacht und Mekka und die Kaʿba fest mit der Figur von Abraham verbunden.[6] Die qur’ānische Bezugnahme auf Ibrāhīm / Abraham ist dabei komplex und einer Entwicklung unterworfen.[7] Einerseits wird Abraham im Qur’ān als der paradigmatische Kämpfer gegen den Vielgötterglauben und gegen den Götzendienst herausgestellt (d. h. auf ein „heidnisches“ Umfeld bezogen),[8] der zu den Glaubensüberzeugungen seines sozialen Umfeldes in radikaler und tatkräftiger Opposition steht und der aus Glaubensgründen auch mit seinen Landsleuten und seiner Familie bricht (vgl. etwa Q 6:74; Q 26:69-89; Q 19:41-50). Andererseits betont der Qur’ān den wahren, alten monotheistischen Glauben Ibrāhīms / Abrahams, der schon vor den Juden und den Christen existierte. Abraham wird als ein älteres und authentischeres Modell des monotheistischen Gläubigen konstruiert (also das, was qur’ānisch als ḥanīf bezeichnet wird), wobei es Muḥammads Mission entspricht, diese Religion Abrahams (die millat Ibrāhīm) wiederherzustellen und zu diesem ursprünglichen Glauben zurückzukehren, von dem nun in Medina bisweilen davon ausgegangen wird, dass er von Juden und Christen entstellt und verdreht wurde. Im Kontext der Betonung der authentischen „Religion Abrahams“ gewinnt nun auch die Figur des Sohnes Abrahams, Ismāʿīl, an Bedeutung: Er wird zum bevorzugten Sohn Ibrāhīms / Abrahams. Diese Aufwertung von Ismāʿīl ist für die epistemologische Konstruktion von Mekka wesentlich. Abraham wird dadurch nicht nur zu demjenigen, der mit seinem Sohn Ismāʿīl die Kaʿba erbaut bzw. wiedererrichtet hat, sondern er ist es auch, der die Pilgerfahrt nach Mekka und die dort vollzogenen Riten eingeführt hat (für die Verbindung von Mekka mit Abraham siehe etwa die folgenden qur’ānischen Verse: Q 2:127-129; Q 14:35-38; Q 22:26-29). Mekka wird also zu dem Ort der „Religion Abrahams“ schlechthin, d. h. der wahren nicht-heidnischen Religion sowie eines unverfälschten und reinen Monotheismus, der nicht mit dem Judentum und dem Christentum identisch ist. Mekka ersetzt nun auch Jerusalem als den Ort, auf den hin das Gebet bis dahin ausgerichtet war.[9] Die heidnische Kultpraxis in Mekka erfährt über Vermittlung der Abraham-Figur eine neue Bedeutung: „It is incontrovertible that an entire pre-Islamic ritual […] was adopted by Islam after it had been purified and given a strictly monotheistic orientation. The pilgrimages to the Kaʿba and ritual processions around the building were continued, but were now for the glorification of the One God.“ [10] Und weiter: „The Abrahamic vision of the Kaʿba created a means of discerning an orthodox origin buried in the midst of pagan malpractices to which the first Muslims pointed the way.“[11] Mekka wird also über die Narrative, die sich um Ibrāhīm / Abraham ranken, zum Inbegriff für eine Rückkehr zum wahren Glauben, die Kaʿba wird zu Gottes Haus. Es sind Mekka und die Kaʿba mit dieser neuen Bedeutung, zu denen ab dem Jahr sieben nach der hiǧra gepilgert wird.

Mekka als heiliger Ort

Mekka ist innerhalb des muslimischen Glaubenssystems mit einem reichhaltigen Corpus von Narrativen und mythologischen Erzählungen verbunden, die den Ort hinsichtlich seiner religiösen Bedeutung und Lage singulär machen. Nicht zuletzt gilt für diese Narrative, dass durch sie nicht nur am heiligen Ort befindliche topographische Auffälligkeiten einen Sinn erhalten,[12] sondern auch die Anfänge der in Mekka vollzogenen rituellen Handlungen beschrieben werden. Diese sich um Mekka rankenden (vielfach ausser-qur’ānischen) Narrative konstruieren Mekka und die Kaʿba als Orte herausragender, kosmischer Bedeutung, wobei es selbstredend nicht möglich ist, all diese Narrative in einer einzigen kohärenten Erzählung zusammenzufassen.

Ein Teil dieser Narrative greift wenig überraschend die bereits angesprochene, starke Verbindung auf, die zwischen Mekka, Abraham und dessen Sohn Ismāʿīl besteht. Hier sind v. a. die sogenannten Prophetengeschichten relevant (Qiṣaṣ al-anbiyā’). Die Verbindung, die zwischen Abraham, Ismāʿīl und Mekka besteht, bekommt in den Prophetengeschichten[13] wird durch die Erzählung begründet, dass Abraham Hāǧar und seinen Sohn Ismāʿīl präzis an demjenigen Ort aussetzte, der später zu Mekka wurde. Für die Konstruktion von Mekka als heiligem Ort ist wesentlich, dass der Ort vermittels des Narrativs um Ismāʿīl Teil eines göttlichen Rettungsplanes ist. Wie sehr Gott hier der muslimischen Überlieferung zufolge selbstaktiv ist, kann anhand der Qiṣaṣ al-anbiyā’ von al-Kisā’ī gezeigt werden. Al-Kisā’ī schreibt, dass Gott Abraham „eingegeben“ hat (awḥā ilayhi),[14] Hāǧar und Ismāʿīl nach Mekka zu bringen – mit der bekannten Folge der Errettung des Ismāʿīl. Wenn Abraham laut muslimischer Tradition Hāǧar und Ismāʿīl am Ort des späteren Mekka ihrem Schicksal überlässt, so war dieser Ort damals ein völlig menschenleerer Ort, wo es „nichts und niemanden“ gab (laysa fīhi anīs wa-lā šay’).[15] Die muslimischen Texte beschreiben in diesem Zusammenhang detailreich Hāǧars Überlebenskampf, in dessen Verlauf sie sieben Mal zwischen den beiden topographischen Erhebungen von aṣ-Ṣafā und al-Marwā hin- und herläuft.[16] Offenkundig ist, dass somit die mythologische Erzählung eine Erklärung gibt für das heute im Rahmen der Pilgerfahrt vollzogene Ritual des Laufes zwischen aṣ-Ṣafā und al-Marwa.Gott lässt der muslimischen Tradition nach Ismāʿīl nichtzugrunde gehen: Inmitten ihrer Suche nach Wasser hört Hāǧar auf dem Hügel von al-Marwa stehend eine Stimme und lauscht. Wie sich herausstellt, taucht ein Engel an jenem Ort auf, wo sich heute der Zamzam-Brunnen befindet. Der Engel gräbt mit seiner Ferse bzw. seinem Flügel, bis Wasser hervorquillt (bisweilen ist es in den Quellen auch Ismāʿīl selbst, der am Boden kratzt, worauf die Quelle hervorbricht).[17] Hāǧar und Ismāʿil bleiben in Mekka. Der aufgrund des Wassers nun bewohnbare Ort wird unter Erlaubnis von Hāǧar vom Stamm der Ǧurhum besiedelt. Ismāʿīl wächst heran und heiratet schließlich eine Frau der Ǧurhum. Dieser göttlichen Rettungsaktion Ismāʿīls kommt auch insofern eine herausragende Bedeutung zu, als der Prophet Muḥammad als Nachfahre von Ismāʿīl konstruiert wird (vgl. z. B. al-Kisā’ī).[18] Muḥammad ist folglich mit diesem göttlichen und heilsgeschichtlichen Handeln verbunden. Abraham und Ismāʿīl kommt insofern eine herausragende Bedeutung zu, als sie laut muslimischer Überlieferung die Kaʿba wiedererrichet haben,[19] nachdem ihr Ort durch die Sintflut in Vergessenheit geraten war. Auch in diesem Fall wird der außerordentliche Charakter der Kaʿba betont, weil Abraham bei dieser Gelegenheit eine ganz und gar außerordentliche Hilfe erhält: Es ist der von einer Wolke geworfene Schatten, der Abraham den Grundriss der ursprünglichen Kaʿba vorzeichnet.[20]

Mythologische Erzählungen

Was die mythologischen Erzählungen betrifft, die sich um Mekka ranken, so sind sie nicht auf Ibrāhīm / Abraham und Ismāʿīl beschränkt, und es ist gerade auch jener bisher noch nicht betrachtete Anteil, der für die Konstruktion der Singularität von Mekka und der Kaʿba wichtig ist.

Die besondere Rolle der Kaʿba wird zunächst dadurch reflektiert, dass ihr (bzw. dem Ort, an dem sie sich befindet) eine einzigartige Bedeutung in der „Chronologie“ der Schöpfung zugeschrieben wird: Muslimischen Narrativen zufolge war die Kaʿba das Erste, was Gott schuf. [21] Für die Kaʿba gilt weiters, dass die axis mundi durch sie verläuft. Dies lässt sich besser begreifen, wenn auf jene Narrative eingegangen wird, die den Ursprung der rituellen Umrundung (ṭawāf) der Kaʿba – die heute noch von den Pilgernden in Mekka vollzogen wird – mythologisch erklären. Diese Narrative führen zu den Engeln und zu einem bestimmten Vorfall, in den selbige involviert waren. [22] So berichtet an-Nuwayrī (gest. 1333 AD) unter Verweis auf al-Azraqīs (gest. 837 AD) Werk über Mekka, dass Gott den Engeln bekannt gab, dass Er einen „Nachfolger“ aus den Reihen der Menschen auf Erden einsetzen werde. Die Engel fragen nach, ob denn nicht sie besser geeignet wären in Anbetracht der Tatsache, dass unter den Menschen Neid, Missgunst und Blutvergießen vorkommen. Gott antwortet in einer Weise, die von den Engeln als schroff empfunden wird: „Ich weiss, was ihr nicht wisst“. Aus Furcht, Gott verstimmt zu haben, beginnen sie demutsvoll seinen Thron zu umrunden. Damit vollziehen sie erstmals ein „Ritual“, das noch heute einen fixen Bestandteil der Pilgerriten darstellt (vgl. ṭawāf), wobei muslimische Gelehrte diesen Zusammenhang immer wieder explizit hervorgehoben haben. So erinnert etwa al-Ġazālī ( gest. 1111 AD) in seinen Asrār al-ḥaǧǧ die Pilgernden daran, dass sie mit der Umrundung der Kaʿba es den Engeln gleichtun (iʿlam annaka bi-ṭ-ṭawāf mutašabbih bi-l-malāʻika al-muqarrabīn), allerdings mit dem Hinweis, dass es nicht um einen ṭawāf des Körpers um den Bau der Kaʿba gehe, sondern um einen ṭawāf des Herzens um das Gedenken an Gott.[23] Gott verzeiht den Engeln und errichtet für siedirekt unter seinem Thronein Haus, das sogenannte bayt al-maʿmūr.[24] Dieses Haus zu umrunden wird nun Auftrag der Engel. Berichtet wird zudem, dass sie auf Erden eine Replik dieses himmlischen Hauses errichten sollen, die Kaʿba. Mit Bezug auf die axis mundi ergibt sich hieraus, dass eine direkte Linie durch die Kaʿba, das bayt al-maʿmūr und Gottes Thron führt. Ausser dem bayt al-maʿmūr und der Kaʿba werden bisweilen noch andere „Häuser“ beschrieben, für die allesamt gilt, dass sie genau übereinander liegen, wobei die durch diese „Häuser“ entstehende axis durch die sieben Himmel und die sieben Erden führt.[25] Der Sachverhalt der axis und des „Übereinanderliegens“ ist dabei deutlich unterstrichen durch die Bemerkung,  dass im Falle, dass eines dieser Häuser herunterfiele, es die anderen mit sich reißen würde.

 


[1] Vgl. David Waines: An Introduction to Islam. Second Edition. Cambridge et al.: Cambridge University Press, 2003; pp. 91-92.

[2] Allgemeine Informationen zur ḥaǧǧ bietet etwa http://www.hajinformation.com/index.htm. einen Überblick über die einzelnen Tage der Pilgerfahrt lässt sich über http://www.hajinformation.com/flashdaybyday.htm verschaffen.

[3] Für einen Überblick über die einzelnen Stationen der Pilgerfahrt vgl. http://www.hajinformation.com/flashdaybyday.htm.

[4] Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Hajj#Arafat.

[5] Waines Introduction, p. 10.

[6] Vgl. Jonathan P. Berkey: The Formation of Islam. Religion and Society in the Near East, 600–1800. Cambridge et al.: Cambridge University Press, 2003; p. 61 sowie p. 67; Angelika Neuwirth: Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang. Berlin: Verlag der Weltreligionen, 2010; pp. 89-90.

[7] Siehe Karl-Josef Kuschel: Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt – und was sie eint. München: Piper, 1996.

[8] Kuschel Streit um Abraham, p. 183.

[9] Gerade insoweit Muḥammads prophetische Mission der Wiederbelebung der Religion Abrahams einen Abgrenzungsprozess von den Juden und den Christen vollzieht, findet sich in der muslimischen Tradition eine einschlägige Konnotation der ḥaǧǧ. So besagt etwa ein angeblicher Prophetenspruch, dass derjenige „der, obwohl dazu in der Lage, stirbt, ohne die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht zu haben, als Jude oder Christ stirbt.“ Abgrenzung als eine Komponente der Bedeutung von Mekka und der Pilgerfahrt schwingt auch ein wenig mit in kleinen, aber sehr eloquenten, historischen Details, die aus der wissenschaftlichen Literatur bekannt sind, so z. B. daraus, dass muslimische Pilgerkarawanen von der Rückreise aus Mekka bisweilen keine Juden mitnehmen wollten (vgl. Virginie Prevost: L’aventure ibāḍite dans le Sud tunisien. Effervescence d’une région méconnue. Helsinki: Academia Scientiarum Fennica, 2008; p. 385).

[10] EI2 s. v. Kaʿba (Wensick & Jomier).

[11] EI2 s. v. Kaʿba (Wensick & Jomier).

[12] Für dieses Thema vgl. Gebhard Fartacek: Pilgerstätten in der syrischen Peripherie. Eine ethnologische Studie zur kognitiven Konstruktion sakraler Plätze und deren Praxisrelevanz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2003 (Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse 700. Band; Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie Nr. 5).

[13] Ich beziehe mich im Folgenden auf die Qiṣaṣ al-anbiyā’ von Ibn Kaṯīr, einem muslimischen Religionsgelehrten und Historiker, der Ende des 14. Jahrhunderts in Damaskus verstorben ist, sowie am Rande auch auf die Qiṣaṣ al-anbiyā’ von al-Kisā’ī (gestorben ca. 1100 A. D.).

[14] Das ist dasselbe Lexem, das auch für Offenbarungen verwendet wird, deren Empfänger Muḥammad war: waḥy; das zugehörige arabische Verb lautet awḥā / yūḥī.

[15] Ibn Kaṯīr: Qiṣaṣ al-anbiyā’. S. l, s. a.; p. 153.

[16] Vgl. Ibn Kaṯīr Qiṣaṣ al-anbiyā’, p. 153.

[17] Vgl. EI2 s. v. Ismāʿīl (Rudi Paret).

[18] Vgl. al-Kisā’ī: Qiṣaṣ al-anbiyā’. Ed. Isaac Eisenberg. Leiden: Brill, 1922; p. 142.

[19] Die Details führen hier zuweit, wichtig ist nur, dass die Verbindung zwischen Abraham und Ismāʿīl zu einem späteren Zeitpunkt (also nachdem Abraham Ismāʿīl und Hāǧar zurückgelassen hat) wieder aufgenommen wird.

[20] An-Nuwayrī: Nihāyat al-arab fī funūn al-adab. Ed. Mufīd Qumayḥa.Bd. 1–33. Bayrūt: Dār al-kutub al-ʿilmīya, 2004 AD / 1424 AH; Bd. 1, p. 303.

[21] Nuwayrī Nihāyat al-arab, Bd. 1, p. 298.

[22] Nuwayrī Nihāyat al-arab, Bd. 1, pp. 299-300.

[23] Vgl. al-Ġazālī: Asrār al-ḥaǧǧ. Ed. Mūsā Muḥammad ʿAlī. Ṣaydā & Bayrūt: Manšūrāt al-Maktaba al-ʿaṣrīya, 1977 AD / 1397 AH; p. 149.

[24] Vgl. The Qur’an: an encyclopedia, s. v. kaʿba / al-bayt al-ʿatiq, p. 337: „According to Tradition, the Kaʿba was an earthly replica of a divine prototype in heaven called al-bayt al-maʿmur (literally, the Ever-inhabited House), around which the angels circumambulated and which was located exactly above the sacred site of the Kaʿba. This heavenly prototype was shown to the Prophet Muhammad during his ascension to the seven heavens when the five ritual prayers were legislated. Tradition has it that 70,000 angels sing praises, perform prayers and circumambulate the House daily in solemn procession.“ (Afnan H. Fatani)

[25] Nuwayrī Nihāyat al-arab, Bd. 1, p. 300.