Forum für Weltreligionen
AGORA-Vortrag Di 17.Juni 2025

Marxismus und Konfuzianismus:
  eine Einheit der Gegensätze?

Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Wien

Dienstag 17. Juni 2025, 18.30-20.00  
Otto Mauer-Zentrum/ Forum Zeit und Glaube, Währingerstr. 2-4, 1090 Wien

Historisch sind Marxismus und Konfuzianismus zwei Gedankensystems, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Umkreis der Kulturbewegung des 4. Mai 1919 in ausgeprägtem Widerspruch zueinanderstanden. Die protestierenden Studierenden der damaligen Zeit forderten „Zerschlagt den Konfuzius Laden“. Dabei haben die Vertreter des Konfuzianismus gelernt, die Moderne in ihr Gedankengebäude aufzunehmen und den Konfuzianismus gleichzeitig zu einem Fokus der kritischen Auseinandersetzung mit der Moderne zu entwickeln. Der Marxismus hat sich demgegenüber zu einer Modernisierungsideologie weiterentwickelt, die offiziell die konfuzianische Kritik zurückweisen muss. Doch hat die Gegnerschaft der beiden Ideologien zunächst im Denken einzelner Personen, dann sogar offiziell sanktioniert in der Zeit seit Ende des 20. Jahrhunderts eine erstaunliche Wendung genommen. Heute träumen chinesische Intellektuelle davon eine Symbiose von Marxismus und Konfuzianismus vornehmen zu können. Der Vortrag zeichnet diese Entwicklung nach und versucht zu erklären, inwieweit es Berührungspunkte zwischen Marxismus und Konfuzianismus gibt, die es uns erlauben, die erstaunliche Annäherung der ursprünglichen Gegner besser zu verstehen.

Univ.-Prof. em. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik,
Sinologin am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien.

 


AGORA - Sommersemester 2025

Atheismus als Thema der Religionen

 

Di 18. März 2025, 18.30 Uhr

Dr. Saida Mirsadri, Bonn

Atheismus im Islam? Intellektueller Dissens von der Klassik bis zur Moderne

Während Atheismus lange marginalisiert war, hat sich dies durch geopolitische Umbrüche und die Verbreitung digitaler Medien im 21. Jahrhundert verändert. Der Vortrag vermittelt ein differenziertes Verständnis der historischen und aktuellen Dynamiken des Atheismus in der islamischen Welt.

 

Di 1. April 2025, 18.30 Uhr

Prof. em.Dr. Johann Figl, Wien

A-theistische Tendenzen im Buddhismus – Die Erfahrung der „Leerheit“ als Weg in das Nirwana

Nirwana ist zweifellos Ziel des buddhistischen Erlösungsweges; ebenso ist es unbestritten, dass die Erfahrung der „Leerheit“ ein Schlüsselbegriff auf dem Weg zu diesem Ziel ist. Angesichts dieser Fakten stellt sich die Frage, welche Bedeutung A-theismus und Religionskritik innerhalb dieser Religion haben.

 

27. Mai 2025, 18.30 Uhr

Prof. Dr. Ralf Hoffrogge, Bochum

Der Zionist und der Kommunist. Ein Brüderpaar Scholem im Gespräch um Gott und Welt

Werner und Gershom Scholem standen sich in jungen Jahren sehr nahe. In ihren Briefen diskutierten sie Judenstaat und Revolution, Theokratie und Philosophie. Später gingen sie getrennte Wege – Gershom bekannte sich zum Zionismus, Werner hingegen wandte sich zum Kommunismus und wurde von NS-Regime ermordet. In der Zusammenschau wird ihre je eigene Suche nach Befreiung klar sichtbar.

 

Di 17. Juni 2025, 18.30 Uhr

Prof. em. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Wien

Marxismus und Konfuzianismus: eine Einheit der Gegensätze?

Historisch sind Marxismus und Konfuzianismus zwei Gedankensystems, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ausgeprägtem Widerspruch zueinanderstanden. Dabei haben die Vertreter des Konfuzianismus gelernt, die Moderne in ihr Gedankengebäude. Der Marxismus hat sich demgegenüber zu einer Modernisierungsideologie weiterentwickelt, die offiziell die konfuzianische Kritik zurückweisen muss. Doch hat die Gegnerschaft der beiden Ideologien eine erstaunliche Wendung genommen.

 

 


 


Der Zionist und der Kommunist

  Ein Brüderpaar Scholem im Gespräch um Gott und Welt


Ralf Hoffrogge, Potsdam/Bochum

Dienstag 27. Mai 2025, 18.30-20.00

 

Möglichkeit des Zuschauens auch im: 
Otto Mauer-Zentrum/ Forum Zeit und Glaube, Währingerstr. 2-4, 1090 Wien

Werner Scholem (1895-1940) und sein Bruder Gershom (1897-1982) standen sich in jungen Jahren sehr nahe. Beide begehrten auf gegen den autoritären Vater, die Leere seiner im Grunde protestantischen Arbeitsethik. Beide rebellierten gegen den Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft. Werner brachte seinem Bruder mit der Gruppe „Jung Juda“ den Zionismus nahe, doch wandte sich selbst bald ab von dieser Idee und schloss sich der der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ an. Als Soldaten wider Willen in den Jahren 1916-1918 kamen sich beide noch einmal sehr nahe, in ihren Briefen diskutierten sie Judenstaat und Revolution, Theokratie und Philosophie.

Erst in den 1920er Jahren gingen sie getrennte Wege – Gershom bekannte sich zum Zionismus und wurde in Jerusalem zum bekanntesten Religionshistoriker des Judentums. Werner hingegen stieg auf zum Organisationsleiter der KPD, bis er sich mit Stalin und Thälmann überwarf und all seiner Ämter enthoben wurde. Er wurde 1933 verhaftet und im Sommer 1940 im KZ Buchenwald ermordet.

Obwohl beide Brüder sich zwischenzeitlich wenig zu sagen hatten, zeugen ihre Lebensentwürfe von einer Suche nach Befreiung, die in der Zusammenschau sichtbar wird.

Dr. Ralf Hoffrogge ist assoziierter Wissenschaftler am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und an der Ruhr-Universität Bochum, Historiker und Autor von “Werner Scholem – eine politische Biographie” (UVK, Konstanz 2014)

 

 


A-theistische Tendenzen im Buddhismus -
  angesichts der Erfahrung der „Leerheit“ als Weg ins Nirwana

Johann Figl, Wien

Dienstag 1. April 2025, 18.30-20.00  
Otto Mauer-Zentrum/ Forum Zeit und Glaube, Währingerstr. 2-4, 1090 Wien

Nirwana (bzw. Nibbana) ist zweifellos Ziel des buddhistischen Erlösungsweges; ebenso ist es unbestritten, dass die Erfahrung der „Leerheit“ ein Schlüsselbegriff auf dem Weg zu diesem Ziel ist. Angesichts dieser Fakten stellt sich die Frage, welche Bedeutung A-theismus und Religionskritik innerhalb dieser Religion haben. Auf diese Frage wird im Vortrag – nach einer kurzen Darstellung des Verständnisses von Nirwana - eine Antwort zu geben versucht: ausgehend von Buddhas Kritik an Religionen seiner Zeit ist dann schwerpunktmäßig darzustellen, in welcher Weise sich der heutige Buddhismus im Verhältnis zum neuzeitlichen Atheismus versteht. Abschließend ist zu überlegen, welche Bedeutung die aufgezeigten Entwicklungen für den christlich-buddhistischen Dialog haben könnten.

Univ.-Prof. em. Dr. Johann Figl war 1986-2013 Professor für Religionswissenschaft an der Universität Wien. Er studierte Katholischen Theologie und Philosophie in Wien, Innsbruck und Tübingen. Ab 1979 war er Leiter der Abteilung für Atheismusforschung, gegründet von Kardinal Franz König. Schwerpunkte seiner Arbeit sind interreligiöser Dialog und Religionskritik sowie die Philosophie von Friedrich Nietzsche.

 


Atheismus im Islam?
   Intellektueller Dissens von der Klassik bis zur Moderne

Saida Mirsadri, Bonn

Dienstag 18. März 2025, 18.30-20.00  
Otto Mauer-Zentrum/ Forum Zeit und Glaube, Währingerstr. 2-4, 1090 Wien

Dieser Vortrag bietet eine historische und zeitgenössische Analyse des Atheismus im islamischen Denken. Er untersucht die intellektuellen Wurzeln des Skeptizismus in der islamischen Philosophie sowie Debatten klassischer Denker:innen, die religiöse Dogmen hinterfragten. Zudem wird die Verfolgung kontroverser Denker:innen beleuchtet, die im Laufe der Geschichte als Ketzer oder Ungläubige galten. Ein besonderer Fokus liegt auf der modernen Wiederbelebung atheistischer Bewegungen in der muslimischen Welt. Während Atheismus lange marginalisiert war, hat sich dies durch geopolitische Umbrüche und die Verbreitung digitaler Medien im 21. Jahrhundert verändert. Der Vortrag vermittelt ein differenziertes Verständnis der historischen und aktuellen Dynamiken des Atheismus in der islamischen Welt und regt zur Reflexion über die Herausforderungen intellektueller Freiheit und religiöser Vielfalt an.

Dr. Saida Mirsadri (Seyedeh Saeideh Mir Sadri) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Center for Comparative Theology and Social Issues (CTSI) an der Universität Bonn, Deutschland. Sie hat ihren Master und ihren Doktortitel in Religionsphilosophie an der Universität Teheran, Iran, erworben. Seit 2021 arbeitet sie als Dozentin und Forscherin in Deutschland und der Schweiz. In ihrer Doktorarbeit setzte sie sich mit dem „Problem des Bösen“ und der „Theodizee-Kritik“ in der islamischen Tradition auseinander und entwickelte eine islamische Alternative, die auf Basis einer prozessphilosophischen Perspektive sensibel auf die Theodizee-Frage eingeht. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt arbeitet sie an der Entwicklung einer islamischen Prozesstheologie und eines Ökofeminismus.